Aurie und das Vertrauen

 

Aurie ging es in den letzten Wochen wieder sehr viel besser. Sie hatte öfter das Ho`oponopono gemacht und es half ihr deutlich, innerlich wieder mehr Ruhe zu spüren. Sie hatte das Gefühl, wieder frei atmen zu können. Vor allem aber fühlte sie sich nicht mehr machtlos gegenüber den Schatten, die sie wahrnehmen konnte.

Ihre Großmutter hatte in letzter Zeit öfter mit ihr still am Teich oder auf dem Sofa gesessen. Sie hatte dabei Auries Hand genommen und sie fest an sich gedrückt. Aurie übte sich darin, die Liebe aus ihrem Herzen zu ihrer Großmutter fließen zu lassen und sie konnte spüren, dass es sie beruhigte. Wenn sie sie dann anblickte, konnte sie die Liebe ihrer Großmutter spüren, die zu ihr floss. Da war aber auch noch etwas anderes: stille Dankbarkeit. Aurie wünschte sich, dass ihre Großmutter irgendwann den Mut finden würde über das zu sprechen, was ihr passiert war. Doch das würde wohl noch eine Weile dauern.

 

Aurie lief durch den Garten und pflückte Gänseblümchen. Es war ein so schöner Sommertag und Aurie wollte sich einen Blumenkranz flechten und durch den Garten tanzen. Sie summte fröhlich vor sich hin. Als sie aufblickte, sah sie Noah bei ihrem Apfelbaum stehen, wie er sie beobachtete. Aurie nahm ihre Gänseblümchen und ging beschwingt zu ihm hinüber.

„Was machst Du hier?“ fragte sie ihn und breitete ihren Blumenteppich vor ihm aus.

„Dich beobachten.“ sagte Noah grinsend.

Aurie lachte. „Das habe ich gesehen. Aber Du kommst doch nie ohne Grund zu mir.“ Sie blickte ihn an und war einfach glücklich, ihn strahlen zu sehen. Das verstärkte ihre fröhliche Stimmung.

„Ich möchte heute ein wichtiges Thema mit Dir besprechen.“ Noah setzte sich in ihren Blumenteppich und Aurie musste grinsen. „Ein Engel auf Blumen gebettet.“ dachte sie.

Noah lachte fröhlich und zwinkerte ihr zu. Aurie begann grinsend ihre Blumen ineinander zu flechten.

 

„Was weißt Du über Vertrauen?“ fragte sie Noah.

Aurie blickte auf und schwieg einen Augenblick. „Ich finde, Kinder sind besser im Vertrauen als Erwachsene. Die Erwachsenen haben das irgendwie verlernt. Es gibt nur wenige von ihnen, die das noch können.“ sagte Aurie nachdenklich. „Erwachsene haben mehr Angst. Sie besitzen keine Verbindung zu ihrem Herzen.“

„Gut beobachtet.“ sagte Noah. „Kinder sind mit ihrem Herzen noch fest verbunden. Sie handeln aus der Liebe heraus und begegnen allem und jedem in dieser Offenheit. Aus der Liebe heraus entsteht Vertrauen. Sie erwarten, dass ihnen genauso Liebe entgegengebracht wird, wie sie Liebe geben. Und weil sie noch keine anderen Erfahrungen gemacht haben, gibt es für sie auch keinen Grund daran zu zweifeln.“ Er blickte sie sanft lächelnd an. „Was weißt Du noch dazu?“

„Wenn ich im Vertrauen bin, dann ist es für mich leichter, auch wenn es mal schwierig wird.“ sagte Aurie nachdenklich.

„Weißt Du, warum das so ist?“ fragte Noah und beugte sich nach vorn.

Aurie überlegte. „Naja, ich überlege dann nicht, warum die Situation so ist. Ich vertraue darauf, dass es eine Lösung oder einen Ausweg aus der Situation geben wird. Oft sehe ich sie noch nicht. Aber ich weiß ja, dass ich immer Unterstützung von meinen Helfern, wie zum Beispiel Dir oder anderen Engeln, meiner Großmutter und ganz vielen anderen habe. Und wenn ich darauf vertraue, dass mir geholfen wird, dann kann ich besser spüren, was ich tun soll. Wenn ich mich ärgere, weil eine Situation so ist und mich dagegen wehre…“ Aurie musste schmunzeln, weil Noah sie oft auf ihren inneren Widerstand hingewiesen hatte. „… dann kann ich die innere Hilfe nicht gut wahrnehmen. Und dann ist die Situation viel schwieriger, weil mein Kopf dagegen arbeitet. Er ist dann so laut mit seinen Gedanken, die mir überhaupt nicht weiterhelfen. Und dann ist viel mehr Angst da, was noch alles passieren könnte.“ Aurie seufzte.

„Du hast schon viel gelernt.“ nickte Noah zustimmend. „Angst unterbindet Vertrauen. Angst entsteht im Kopf, aus den Gedanken um die Geschichte, die Dein Kopf zu der Situation erzählt. Angst führt zu Trennung. Erinnere Dich, was ich Dir dazu beigebracht habe. Du bist dann nicht mit Deinem Herzen verbunden und kannst somit auch Deine innere Führung nicht hören. Die Angst nährt den Zweifel an der Richtigkeit der inneren Impulse und die Menschen handeln dann oft gegenteilig. Ich habe Dir ja schon gesagt, dass Angst und Vertrauen nicht nebeneinander bestehen können.“

 

„Warum verlieren Kinder denn ihr Vertrauen?“ wollte Aurie wissen. „Es ist doch ein riesiges Geschenk, so im Vertrauen zu sein. Alles wäre doch viel einfacher auf der Welt, wenn alle im Vertrauen wären und so einander begegnen würden.“

„Das ist richtig.“ bestärkte Noah sie. „Es gibt zwei Gründe, warum Kinder ihr Vertrauen verlieren. Ein Grund ist, dass sie von den Erwachsenen lernen, nicht auf ihre inneren Impulse zu hören und aufgefordert werden, dagegen zu handeln.“

Aurie musste daran denken, als sie mit ihrem Vater einmal in der Stadt gewesen war. Sie war damals vielleicht 3 Jahre alt. Die beiden kamen an einem Park vorbei und dort saß am Eingang ein alter Mann am Boden, in zerschlissene Kleider gehüllt, hatte einen Hut vor sich und bettelte. Er war so traurig und Aurie tat er sehr leid. Sie konnte spüren, dass der Mann einsam war. Aurie ging hin und wollte sich neben ihn setzen, um bei ihm zu sein. Aber ihr Vater zog sie weg und sagte, das gehöre sich nicht, man setze sich nicht zu Bettlern. Aurie war immer noch zutiefst traurig und bestürzt darüber, wenn sie daran zurückdachte.

„Das ist ein perfektes Beispiel dazu.“ bestätigte sie Noah, der natürlich mitbekommen hatte, woran sie dachte. „Wenn solche Situationen gehäuft passieren, lernen Kinder ihre inneren Impulse zu missachten und gegen diese zu handeln. Sie misstrauen dann immer mehr dem, was sie spüren und wahrnehmen. Was das mit den Erwachsenen macht, können wir überall auf der Welt sehen. Sie spüren zum Beispiel, dass es ihnen in einem Job nicht gut geht, und trotzdem bleiben sie dort.“ Noah machte eine kurze Pause.

 

„Ein weiterer Grund ist, dass Kinder die Erfahrung machen, dass ihre Offenheit und ihr Vertrauen ausgenutzt werden, weil sie jemanden treffen, der ihnen nicht in der gleichen Haltung begegnet und nicht aus Liebe heraus handelt. Dadurch, dass Kinder nicht erwarten, dass sich ihnen gegenüber jemand so verhält, ist der Schreck und die Enttäuschung darüber sehr groß. Sie beginnen dann, ihr Herz ein Stück weit zu verschließen, um sich selbst zu schützen. Dieses Misstrauen, dass dadurch entsteht, beginnt sich, je häufiger diese Erfahrung gemacht wird, aber nicht nur nach außen zu richten. Kinder stellen immer zuerst sich selbst in Frage und suchen den Fehler bei sich. Auch das entsteht aus dem Grundvertrauen in die Welt und die anderen. Und so werden auch die inneren Impulse in Frage gestellt und die Kinder verlieren das grundlegende Vertrauen in sich selbst und die innere Verbundenheit.

Aurie erinnerte sich an ihren Großvater, der schon gestorben war. Aurie war damals noch sehr klein gewesen. Sie hatte ihn wirklich gerngehabt und sie war immer sein Liebling gewesen. Doch eines Tages hatte sie „nein“ gesagt, als er sie bei sich auf dem Schoß sitzen haben wollte und sie ihm ein Bussi geben sollte. Daraufhin war er ihr mit so einer Abwehr begegnet, als hätte sie etwas sehr Böses getan und hatte sie geschimpft, wie ungezogen sie war. Das hatte Aurie gar nicht von ihrem Großvater gekannt. Aurie war tagelang tieftraurig gewesen und hatte sich sehr schlecht gefühlt, weil ihr Großvater böse auf sie war. Sie schimpfte sich selbst, weil sie keine Lust gehabt hatte, bei ihm zu sitzen, und ihn dadurch traurig gemacht hatte. Als er sie das nächste Mal fragte, traute sie sich nicht „nein“ zu sagen. Ihre Großmutter hatte es wohl gemerkt, dass sie sich nicht wohl fühlte und ihren Großvater zurechtgewiesen: „Das Mädel wird groß. Lass sie entscheiden, wo sie sitzen möchte und stell Dich nicht so an!“ Aurie war sehr dankbar für diese Unterstützung gewesen.

 

„Es ist wichtig, dass Du weißt, Aurie, dass in der Verbundenheit mit Deinem Herzen immer Vertrauen ist. Wenn Du der Welt mit der grundlegenden Liebe begegnest, die in Deinem Herzen schwingt, dann bist Du auch tief mit dem Vertrauen verbunden und kannst Deine innere Führung wahrnehmen. Dann kannst Du dem Fluss des Lebens folgen.“

Aurie atmete tief durch und flocht weiter ihre Blumen ineinander, während sie über das nachdachte, was Noah ihr gerade gesagt hatte.

 

„Und was können Kinder machen, damit sie ihr Vertrauen wieder stärken?“ wollte Aurie von Noah wissen.

Noah lächelte sie an. „Als Erstes: heiße alles willkommen.[1] Es geht darum, etwas nicht als „gut“ und „schlecht“ zu bewerten, sondern es anzunehmen als „es ist“. Wenn wir das, was gerade ist, nicht willkommen heißen, dann sind wir im Widerstand. Das bedeutet Trennung vom Vertrauen. Es geht darum, der Welt mit offenen Armen zu begegnen. Wenn wir ein liebendes Gesicht zeigen, werden wir auch ein liebendes Gesicht sehen. Die Welt funktioniert wie ein Spiegel. Das Vertrauen, das Du schenkst, wird Dir zurück geschenkt.“ 1

„Also geht es darum, dass ich akzeptiere, was passiert?“ fragte Aurie nach.

„Ja.“ sagte Noah. „Es geht darum, Dich voll Vertrauen in die Erfahrung zu begeben. Du kennst das Ergebnis nicht. Du weißt nicht, warum etwas geschieht. Du weißt nicht, was Du oder jemand anders daraus lernen kann.“

Aurie dachte darüber nach. „Und was ist, wenn es gefährlich wird?“ wollte Aurie wissen.

„Erinnere Dich, Aurie, was ich Dir dazu über die Angst beigebracht habe. Angst zu haben, wenn etwas gefährlich wird, ist eine natürliche Reaktion, die Dir hilft zu überleben. Sie ist nicht von Deinen Gedanken genährt. Wenn Du im Vertrauen bist, bist Du im Kontakt mit Deiner inneren Führung und vertraust auf deren Impulse. Dann ist es auch noch besser möglich, Dich zu schützen, da Du auf diese feinen Impulse unmittelbar reagierst. Deine eigenen Grenzen werden aktiviert und wahrgenommen. Du vertraust auf Deine inneren Impulse, weil es keinen Grund für Dich gibt, daran zu zweifeln.“

 

„Ok. Das verstehe ich. Wenn ich alles Willkommen heiße. Wie geht es dann weiter, dass man sein Vertrauen wieder stärkt? Man wird doch auch so oft enttäuscht im Leben.“ fragte Aurie.

„Hier gibt es einen Unterschied, Aurie.“ erklärte Noah weiter. „Das Vertrauen, das von Enttäuschungen abhängig ist, ist ein kleines Vertrauen. Es ist abhängig von dem, was passiert und wie sich andere verhalten und immer an Erwartungen, an die Situation und das Ergebnis gekoppelt. Wir haben zwar in unserer Sprache das gleiche Wort dafür, aber es sind zwei völlig unterschiedliche Dinge. Das große Vertrauen kennt kein Misstrauen, es braucht auch keine Bestätigung von außen und es kann nicht verraten werden. Dieses Vertrauen führt Dich in eine Ebene der Freiheit und Freude.

Das Zweite was du tun kannst ist, Dich immer wieder mit der tiefen Liebe, wie ich es Dir beigebracht habe, zu verbinden und Dein Herz offen zu halten. Die Verbindung mit der Liebe ist die Voraussetzung für Vertrauen und die Möglichkeit, sich von der gleichen Kraft führen zu lassen, die auch die Blumen wachsen lässt.[2]

Dein Herz ist verbunden mit dieser tiefen Ebene des großen Vertrauens. Dieses Vertrauen ist furchtlos und das Gegenmittel gegen jede Form von Angst. Es ist dadurch kein Platz für die Angst. Das nennt man Selbst-Vertrauen.“ Noah lächelte sie an. „Vertrauen heißt, dass Du Dich nicht erschüttern lässt von dem, was um Dich herum passiert. Du bist ganz verankert in Dir und in der tiefen Liebe. Und damit im Vertrauen und offen für die Erfahrung.“

 

Aurie dachte darüber nach. Sie erinnerte sich, als sie mit ihren Eltern einmal in ein sehr heftiges Gewitter in den Bergen geraten war. Es war dem Weltuntergang gleich gewesen. Sie konnte die Angst ihrer Eltern spüren. Die Erde hatte bei jedem Donner gebebt und Blitze waren durch die dunklen Wolken gezuckt, die sich über den Himmel gejagt hatten. Aurie war damals vielleicht 4 Jahre alt gewesen. Ihre Eltern hatten sich mit ihr unter das Dach eines kleinen Heustadels zurückgezogen. Neben der Angst konnte Aurie aber auch die tiefe Liebe ihrer Eltern für sie und den Schutz darin wahrnehmen. Sie hatte sich so sehr geborgen gefühlt und tief in sich gewusst, sie würden das Gewitter überstehen.

 

„Es ist jetzt Eure Aufgabe, wieder Vertrauen zu lernen, Aurie.“ sprach Noah weiter. „Vertrauen ist die Voraussetzung, Deine Vision und Deine Seelenkraft auf die Erde zu bringen. Gleichzeitig ist es eine Technik, mit der Du Dich von dem urteilenden Verstand löst. Dann ist es möglich, den Blick auf das höchste Potenzial in allem und jedem zu richten. Du siehst die Menschen, wie sie in ihrem Ursprung, in ihrer reinen Form sind. Wenn Du den Fokus auf Deine Herzenskraft, die tiefe Liebe hältst, kannst Du Deine Wahrnehmung lenken und entscheiden, wie Du handeln willst. Du kommst in Kontakt mit Deiner inneren Führung und so entsteht der Zugang zu innerer, unbegrenzter Weisheit. Je mehr Du im Vertrauen zu Deiner inneren Führung bist, desto stärker wird Dein Energiefeld werden. Es bedarf Übung, um die Stimme des Herzens wieder zu erkennen und ihr vollkommen zu vertrauen.“1 Noah machte eine Pause.

 

„Und wie macht man das?“ frage Aurie, während sie weiter ihre Blumen ineinanderflocht. „Wie lernt man, der inneren Stimme wieder zu vertrauen und den Zweifel zum Schweigen zu bringen?“

„Das ist der dritte Punkt. Ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal für Wissen, dass der inneren Führung entspringt: Die Informationen daraus tauchen blitzartig auf und sind ganz klar. Sie verändern sich auch nicht. Die Information ist immer die gleiche. Der Impuls taucht oft auch mehrmals auf, bis wir ihm entweder nachgehen oder uns bewusst dagegen entscheiden.

Diese sanfte Führung ist von viel Liebe getragen und eine beständige Begleitung, die Dir hilft, Deine Lebensaufgabe umzusetzen. Sie strahlt tiefe Geborgenheit aus und entsteht aus der inneren Stille.

Ich zeige Dir jetzt ein paar Möglichkeiten, wie Du üben kannst, Deiner Intention und inneren Führung wieder vertrauen zu lernen.“

Aurie sah Noah gespannt an.

 

„Als erstes ist es wichtig, Dir bewusst zu werden, wo und wie Du in Dir das Vertrauen in die innere Führung wahrnimmst.

Wann in Deinem Leben hast Du etwas gemacht, weil Du ein tiefes Vertrauen in Dir gespürt hast? Kam das Vertrauen ganz tief aus Dir heraus und Du konntest es nicht konkret zuordnen? Der Kopf hätte wahrscheinlich anders entschieden. Du bist Deinem Vertrauen gefolgt. Wo hast Du dieses Vertrauen gespürt in Deinem Körper? Wie hat sich das in Dir ausgedrückt? Wie hat es sich angefühlt?

Mach Dir das so gut wie möglich bewusst.“

 

Aurie wurde klar, dass sie in sich eine große innere Ruhe spürte, wenn sie ganz im Vertrauen war. Ihr Atem wurde ruhiger dabei. Und sie fühlte sich mutig und kraftvoll, diesen Schritt zu wagen. Aber nicht übermütig, sondern ganz aus ihrer Tiefe heraus gestärkt.

„Genau so, Aurie. Es ist wichtig, dass Du die Anzeichen und Wirkung von Vertrauen in Dir fühlst, damit Du ihnen folgen kannst. Jetzt gehen wir noch einen Schritt weiter. Es ist eine Übung, die Du täglich im Alltag durchführen kannst. Nahezu jede Situation eignet sich als Trainingsmöglichkeit.

Wo will ich mich im Bus hinsetzen? Was möchte ich essen? Möchte ich zu der Einladung gehen? Wie lange will ich bleiben? Welche Aufgabe will ich zuerst machen? Usw.

Prüfe die Situation, die auf Dich zukommt. Was wäre die Alternative? Stelle beides gegenüber und beobachte, was in Dir geschieht, wenn Du Dir vorstellst, es zu tun. Ist es in Dir frei und offen? Fühlt es sich an, als dürftest Du das essen, was Du am meisten liebst? Oder taucht Abneigung in Dir auf? Fühlt es sich an, als müsstest Du das essen, was Du am wenigsten magst? Wird Dein Atem dabei weit oder eng? Wird es in Dir hell oder dunkel? Ist es in Dir eher warm und weich oder kalt und hart? Jeder nimmt es in sich auf eine andere Weise wahr. Daher zeige ich Dir verschiedene Optionen, damit Du lernst, Deine Art zu finden.

Wähle die Option, bei der Du innere Ruhe spürst. Das muss nicht immer der beste oder schlechteste Weg sein. Es kann auch irgendeine Option dazwischen sein. Spiele damit und lerne zu spüren, wo zwischen diesen beiden Polen die innere Ruhe beginnt sich in Dir auszubreiten.

Mit der Zeit wird Deine Wahrnehmung dafür schneller und feiner werden. Dann wird die Intuition für Dich im Alltag schneller zugänglich sein und Du wirst mit Deiner inneren Führung mehr im Einklang zusammenarbeiten.“

 

„Ist das der Grund, warum ich Dich immer besser in meinem Alltag wahrnehmen kann und Deinen Impulsen folge? Weil ich einfach dem nachgehe, wo ich die Leichtigkeit in mir entstehen spüre? Und weil ich Deine Impulse nicht mehr in Frage stelle, nachdem ich jetzt oft die Erfahrung gemacht habe, wohin sie mich führen? Mein Leben hat sich dadurch viel mehr entspannt. Ich habe so wundervolle Begegnungen mit Menschen und ich lerne so viel. Vor allem stehe ich mir selbst nicht mehr so oft mit meinem Widerstand im Weg.“ Aurie musste schmunzeln. Manchmal war sie eben doch auch ein Dickkopf.

Noah grinste sie an. „Ja Aurie, genau das ist das Ergebnis, wenn Du Dein Vertrauen schulst. Das Leben ist mehr im Fluss. Du folgst der Erfahrung und dem, was daraus entsteht. Dadurch bist Du mehr im Kontakt mit Deiner Seele und Deiner Vision. Und dadurch kann sich Deine Kraft entfalten.“

 

Aurie vollendete ihren Blumenkranz und hielt ihn gedankenverloren in den Händen.

Sie erinnerte sich, als sie ihren Vater mal ins Büro begleitet hatte. Er hatte häufig sehr schwierige Situationen zu lösen und war nicht sehr glücklich damit, weil es ihn sehr anstrengte. Er hatte ihr öfter erzählt, dass er manchmal den Impuls hätte, etwas anderes zu tun, als das, was „logisch“ wäre, sich aber nicht traute oder es als „Spinnerei“ abtat. Sie hatte ihn ermuntert, seinem Impuls zu folgen und sich zu trauen. Er war kurz darauf strahlend zu ihr zurückgekommen und hatte etwas von „Zufall“ und „göttlicher Fügung“ gemurmelt. Dadurch, dass er etwas angesprochen hatte, konnte das Problem schnell gelöst werden und er erhielt Unterstützung von seinen Kollegen.

Aurie grinste. „Vertrauen.“ schmunzelte sie.

„Ja, Aurie. Das Leben wird immer wieder Herausforderungen für Dich bereithalten. Du wirst sie jedoch nie alleine lösen müssen. Es wird immer Unterstützung da sein. Wenn Du annimmst, was ist, Dich gut im Vertrauen übst und Dein Herz offenhältst, dann wirst Du diese Unterstützung immer besser wahrnehmen können. Dann entfaltet sich das Leben – in Freude und in innerer Freiheit.

 

Aurie setzte sich ihren Blumenkranz auf den Kopf und strahlte Noah an. Er lächelte sie aus einer Tiefe an, dass ihr ganz warm ums Herz wurde und sie fühlte sich tief geborgen. Sie war so unendlich dankbar für seine Begleitung.

„Ich habe noch ein Gebet für Dich, das Dir hilft, Dein Vertrauen weiter zu vertiefen. Du kannst es wie eine magische Formel immer wieder wiederholen und Dich mit dem All-Einen verbinden:

Lege Deine Hand auf mein Herz, lass mich spüren, dass Du da bist.

In Deiner Liebe kann ich mich ganz entfalten.

Ich erkenne, was der nächste Schritt ist.

Lass mich ganz der Schöpferkraft dienen, die Liebe wird sich weiter ausdehnen.

Schenke mir Kraft und begleite mich.“

 

Aurie war tief berührt von diesen Worten und blickte Noah an.

Er stand auf und lächelte sie an. „Dein Vertrauen ist ein großes Geschenk, liebe Aurie. Es wird noch viele Herzen berühren und ihnen Mut machen.“ Im nächsten Augenblick war er verschwunden. Doch Aurie fühlte sich nicht allein. Sie stand auf und tanzte voller Freude und Glück in tiefer Verbundenheit durch den Garten.


[1] Young, T. (2019). Willkommen im Herzen. Eine Reise zu dem Schatz im Inneren. 2. Auflage. Andechs: Sunny Days Publishing House.

 

[2] Williamson, M. (1995). Rückkehr zur Liebe. Harmonie, Lebenssinn und Glück durch „Ein Kurs in Wundern“. 12. Auflage. München: Wilhelm Goldmann Verlag.


 

© Sara Hiebl

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